Verlassene Hotels
Bei einer Reise durch das ländliche Japan fällt auf, dass es viele verlassene Häuser gibt, um die sich niemand mehr kümmert. Eine zu hohe Grundsteuer und der rasante Bevölkerungsrückgang sind zwei Hauptgründe für diesen Zustand. Hinzu kommt die Tatsache, dass in Japan kaum jemand in ein altes Haus in einem aussterbenden Viertel ziehen möchte. Viel lieber baut man sich ein eigenes Familienhaus in einem neu erschlossenen Wohngebiet.
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Dies führt dazu, dass 2019 8,46 der 62,5 Millionen Wohneinheiten in Japan leer standen. Das sind 13,6 Prozent aller Wohneinheiten. Bis 2033 werden es geschätzte 21,6 Millionen Geisterhäuser sein (Asienspiegel berichtete).
Ein Land der verlassenen Hotels
Betroffen von diesem Phänomen sind nicht nur private Häuser. Auch Fabriken, Schulen und Vergnügungsparks werden von der Natur zurückerobert. Ein weiterer Gebäudetyp, der zunehmend Probleme bereitet, sind Bankrott gegangene verlassene Hotels. Es soll mehrere hundert davon geben. Manche haben es zu grösserer Bekanntheit gebracht, wie das 2006 geschlossene Royal-Hotel auf der Insel Hachijōjima oder das ehemalige Maya Kankō Hotel in Kobe (Asienspiegel berichtete).
Oft handelt es sich um grosse Hotelblöcke, die in den boomenden 1980ern für die damals beliebten Gruppenreisen gebaut wurden und spätestens in den Nullerjahren aus der Mode fielen, Opfer der Wirtschaftskrise wurden und schliesslich Konkurs gingen. In den Onsen-Badeorten sind sie besonders häufig anzutreffen. Touristisch hinterlassen die verfallenen Hotels keinen guten Eindruck. Zudem ist ihr anhaltender Zerfall eine Gefahr für die Sicherheit. Beispielsweise brannte in Ikaho-Onsen in der Präfektur Gunma, das seit 10 Jahren leerstehende Hotel Kōyō im September 2020 nieder.
Ein neuer Lösungsansatz
Die japanische Tourismusbehörde hat dieses Problem erkannt. Neu beteiligt sie sich zur Hälfte am Abriss verlassener Hotels, wobei der Betrag von maximal 100 Millionen Yen nicht überstiegen werden darf. Eine Bedingung ist, dass die lokalen Behörden einen Plan für eine sinnvolle Neunutzung der Parzelle vorlegen und sich mit dem Besitzer einig sind. Das Konzept trägt erste Früchte. Bis Ende Februar 2022 werden dank dieser Subvention 34 Hotelruinen niedergerissen. Auf den frei werdenden Grundstücken entstehen Fussbäder, Badehäuser oder Glamping-Hotels. So konnte beispielsweise das Hotel Kōyō in Ikaho-Onsen abgerissen werden. Die Tourismusbehörde hofft so, den Badeorten einen neuen Glanz zu verleihen.
Doch nicht immer ist es so einfach. Im berühmten Badeort Kinugawa-Onsen, das zur Stadt Nikko in der Präfektur Tochigi gehört, sorgen schon seit über einem Jahrzehnt drei verlassene Hotels für Unmut (siehe Foto ganz oben). An einem steilen Hang am Kinugawa-Fluss gebaut, verschandeln sie heute die Landschaft. Nicht mehr auffindbare Besitzer, komplizierte Besitzverhältnisse, zu hohe Abrisskosten und eine fehlende Aussicht auf eine Neunutzung haben dazu geführt, dass die Tourismusbehörde noch keine Unterstützungsgelder freigeben konnte. Für diese komplexeren Fälle, von denen es nicht wenige gibt, sind andere Lösungsansätze gefragt.
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