Das Fischer­dorf und die Kirche

REI­SE­NO­TI­ZEN – Ich bin zur­zeit unter­wegs in Japan. In die­ser Serie tei­le ich mei­ne täg­li­chen Rei­se­er­leb­nis­se und Beob­ach­tun­gen.

Fischerdorf Sakitsu in der Amakusa-Inselregion.
Fischer­dorf Sakitsu in der Ama­ku­sa-Insel­re­gi­on. Asi­en­spie­gel

Mit­ten im abge­le­ge­nen japa­ni­schen Fischer­dorf Sakitsu steht eine katho­li­sche Kir­che im goti­schen Stil. In ihrer heu­ti­gen Form stammt die Kir­che aus dem Jahr 1934, ihr ers­ter Bau geht sogar auf das Jahr 1888 zurück. 1996 wur­de das Hafen­vier­tel mit den engen Häu­ser­zei­len, dem Kirch­turm und dem Berg im Hin­ter­grund zu einem der 100 schöns­ten Küs­ten­or­te Japans gewählt. 

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Seit 2011 ist es sogar als bedeu­ten­de Kul­tur­land­schaft des Lan­des ein­ge­tra­gen. 2018 wur­de das Dorf im Rah­men der «ver­bor­ge­nen christ­li­chen Stät­ten der Regi­on Naga­sa­ki» zum UNESCO-Welt­kul­tur­er­be erklärt. Denn die Kir­che von Sakitsu und ihre Gemein­de ste­hen stell­ver­tre­tend für die beweg­te Geschich­te des Chris­ten­tums in Japan. 

Die Ankunft der Christen

Japanische Häuser und eine gotische Kirche.
Japa­ni­sche Häu­ser und eine goti­sche Kir­che. Asi­en­spie­gel

Sakitsu liegt an der West­küs­te der Insel Shi­mo­shi­ma, die zur Ama­ku­sa-Insel­grup­pe in der Prä­fek­tur Kuma­mo­to gehört. Die Stadt Kuma­mo­to ist meh­re­re Auto­stun­den ent­fernt. Die­se abge­schie­de­ne Lage mach­te Ama­ku­sa für das Chris­ten­tum, das in der zwei­ten Hälf­te des 16. Jahr­hun­derts mit por­tu­gie­si­schen Mis­sio­na­ren nach Kyus­hu kam, einst zum idea­len Nähr­bo­den. Ent­spre­chend schnell fass­te das Chris­ten­tum hier Fuss. Sogar die loka­len Fürs­ten lies­sen sich bekehren. 

In der Fol­ge wur­de das katho­li­sche Semi­nar Ama­ku­sa Col­le­gio gegrün­det, in dem nicht nur die Reli­gi­on, son­dern auch euro­päi­sches Wis­sen Ein­zug hielt. Hier wur­de die ers­te Guten­berg-Druck­pres­se Japans instal­liert, auf der 29 ver­schie­de­ne Bücher gedruckt wurden. 

Das Chris­ten­ver­bot

Die Kirche von Sakitsu wurde 1934 erbaut.
Die Kir­che von Sakitsu wur­de 1934 erbaut. Asi­en­spie­gel

Die­ser christ­li­chen Blü­te­zeit folg­ten über 250 Jah­re der Unter­drü­ckung. Die japa­ni­schen Herr­scher gin­gen immer här­ter gegen das als Bedro­hung emp­fun­de­ne Chris­ten­tum vor. Der Shi­m­aba­ra-Auf­stand von 1637 und 1638, der durch Hun­gers­nö­te, hohe Steu­ern und Chris­ten­ver­fol­gung aus­ge­löst wur­de und an dem sich vie­le christ­li­che Bau­ern aus Ama­ku­sa betei­lig­ten, bedeu­te­te das Ende die­ser Reli­gi­on in Japan. 

Die Chris­ten, die sich nicht bekeh­ren lies­sen, prak­ti­zier­ten ihren Glau­ben im Gehei­men und zogen sich auf abge­le­ge­ne Inseln im Wes­ten Kyus­hus, ins­be­son­de­re in der heu­ti­gen Prä­fek­tur Naga­sa­ki, zurück. Sie gin­gen als Kaku­re-Kiris­hit­an, die ver­bor­ge­nen Chris­ten, in die Geschich­te ein. Das Dorf Sakitsu wur­de zu einem Zen­trum die­ser Pra­xis in der Regi­on Ama­ku­sa. Nach einem Zwi­schen­fall im Jahr 1805 stell­ten die Behör­den fest, dass etwa 70 Pro­zent der Sakitsu noch Chris­ten waren. Trotz ver­schärf­ter Über­wa­chung und Unter­drü­ckung gaben sie ihren Glau­ben nicht auf. 

Die Wie­der­auf­er­ste­hung

Die Kirche steht stellvertrend für die bewegte Geschichte der Region.
Die Kir­che steht stell­ver­trend für die beweg­te Geschich­te der Regi­on. Asi­en­spie­gel

Erst 1873, zu Beginn der Mei­ji-Zeit, wur­de das Chris­ten­ver­bot end­gül­tig auf­ge­ho­ben. Die heim­li­chen Chris­ten von Sakitsu schlos­sen sich wie­der der katho­li­schen Kir­che an. Der Stand­ort der Kir­che wur­de 1934 nicht zufäl­lig gewählt. Denn hier wur­den die Ein­woh­ner von Sakitsu in der Edo-Zeit jedes Jahr gezwun­gen, auf ein Jesus- oder Mari­en­bild zu tre­ten. Wei­ger­ten sie sich, wur­den sie als Chris­ten denun­ziert. E-Fumi nann­te sich die­ser Loya­li­täts­test der Machthaber. 

Die Kir­che von Sakitsu, die nahe gele­ge­ne Ōe-Kir­che und das dazu­ge­hö­ri­ge Ama­ku­sa Rosa­rio Muse­um, das Ama­ku­sa Chris­ti­an Muse­um in der Stadt Ama­ku­sa sowie das Ama­ku­sa Col­le­gio Muse­um las­sen einen in die­se Zeit der Blü­te, des Ver­bots und des Wie­der­auf­le­bens des Chris­ten­tums in Japan eintauchen.

Die nahe gelegene Ōe-Kirche wurde 1933 erbaut.
Die nahe gele­ge­ne Ōe-Kir­che wur­de 1933 erbaut. Asi­en­spie­gel
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