Der japanische Pass als Geschenk

Japanreisen boomen wieder. Monatlich werden deutlich über 2 Millionen Touristen aus Übersee gezählt. Von Januar bis August waren es gemäss Statistik der JNTO 15,1 Millionen. Damit befindet sich die Branche ein Jahr nach der Wiedereröffnung der Grenzen auf einem rasanten Erholungskurs. Die Japanerinnen und Japaner scheinen es dagegen nicht eilig zu haben, ins Ausland zu reisen. Gerade einmal 5,7 Millionen Ausreisen von Japanern wurden im gleichen Zeitraum gezählt. Das entspricht einem Rückgang von 57,1 Prozent gegenüber 2019.
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Der günstige Yen mag ein wesentlicher Grund für diese Zurückhaltung sein. Dennoch deutet diese Entwicklung auf ein tiefer liegendes Problem hin. Ein Beleg dafür ist die Tatsache, dass 2022 nur 21,7 Millionen gültige japanische Reisepässe im Umlauf waren. Oder anders ausgedrückt: Nur 17 Prozent der Bevölkerung besitzen ein solches Dokument.
Der Verband der japanischen Reisebüros (JATA) und die Tourismusbehörde haben bereits im Frühjahr Alarm geschlagen (Asienspiegel berichtete). Denn zu einer gesunden Branche gehört nicht nur der Inbound-, sondern auch der Outbound-Tourismus. Allein für die Aufrechterhaltung internationaler Flugverbindungen ist dieses Gleichgewicht unabdingbar. Darüber hinaus tragen Auslandsreisen dazu bei, das Verständnis für andere Länder zu vertiefen und freundschaftliche Beziehungen zu fördern. Ein Land, das sich abschottet, läuft Gefahr, intolerant zu werden.
Miyazaki verschenkt Pässe
Die Präfektur Miyazaki ist derzeit besonders kreativ. Wer aktuell einen Reisepass mit einer Gültigkeit von 5 Jahren beantragt, bekommt diesen geschenkt. Für einen Pass mit einer Gültigkeit von 10 Jahren müssen statt der üblichen 160’000 Yen nur noch 5’000 Yen bezahlt werden. Bisher galt dieses Angebot nur für Jugendliche und Studierende, nun können alle Altersgruppen davon Gebrauch machen.
Dieses verlockende Angebot ist allerdings an eine wichtige Bedingung geknüpft. Alle, die diese Vergünstigung in Anspruch nehmen, müssen gleichzeitig einen internationalen Flug ab dem Flughafen Miyazaki buchen. Auch für diese Reise gibt es einen staatlichen Zuschuss. Die Lokalregierung hofft, dass die wieder aufgenommene internationale Verbindung nach Südkorea auf diese Weise dauerhaft erhalten bleibt. In der Präfektur Miyazaki liegt die Zahl der Personen mit gültigem Reisepass weit unter dem nationalen Durchschnitt. Im Jahr 2022 waren es nur noch 8,5 Prozent.
Die einstige Reisefreude der Japaner
Es gab übrigens eine Zeit, in der weit mehr Japaner ins Ausland reisten als Ausländer nach Japan. In den 1980ern war die Förderung von Auslandsreisen sogar ein zentrales Anliegen der japanischen Regierung (Asienspiegel berichtete).
Die japanische Reisefreudigkeit trug dazu bei, den damals stetig wachsenden Handelsüberschuss, der im Westen als Bedrohung empfunden wurde und zu einem «Japan-Bashing» führte, etwas abzubauen und damit die Beziehungen zu verbessern. Vor diesem Hintergrund setzte sich die Regierung 1986 das Ziel, bis 1991 zehn Millionen Auslandsreisen zu erreichen. Diese Marke wurde bereits 1990 überschritten. Viele Jahre lang gaben japanische Touristen im Ausland mehr Geld aus als ausländische Touristen in Japan.
Erst die wirtschaftliche Stagnation führte zu einem Strategiewechsel. Japan suchte nach neuen Einnahmequellen. So beschloss der damalige Premierminister Junichiro Koizumi im Jahr 2003, den Einreisetourismus zu einem wichtigen Wirtschaftszweig des Landes zu machen. Auslandsreisen der eigenen Landsleute spielten plötzlich keine Rolle mehr. Die Folgen dieser Entwicklung machen sich zunehmend bemerkbar.
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