Das zauberhafte Ryokan, in dem Weltliteratur geschrieben wurde
REISENOTIZEN – In dieser Serie erzähle ich in chronologischer Reihenfolge von meiner Reise durch das spätwinterliche Japan im Februar/März 2024.
Die nächste Etappe führte mich mit dem Mietwagen ins Herz der Izu-Halbinsel nach Yugashima-Onsen, einem kleinen Bergdorf am Fusse des 1400 Meter hohen Amagi-Gebirges. Dieser Region ist jedem Japaner ein Begriff. Denn sie ist der zentrale Schauplatz der Novelle «Die Tänzerin von Izu» (jp. «Izu no Odoriko»), die Yasunari Kawabata 1926 veröffentlichte und die zum Sprungbrett seiner Karriere wurde, die 1968 in der Verleihung des Literaturnobelpreises gipfelte. Er war der erste Japaner, dem diese Ehre zuteilwurde.
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«Izu no Odoriko» ist die Geschichte eines einsamen Studenten aus Tokio, der während seiner Sommerferien die Halbinsel Izu bereist und dort immer wieder auf eine Musikertruppe trifft. Beeindruckt von der Schönheit der jungen Tänzerin der Gruppe folgt er ihnen auf ihrem Weg über das Amagi-Gebirge nach Shimoda. Der mehrfach verfilmte Roman hat auf der Halbinsel Izu tiefe Wurzeln geschlagen. Odoriko heisst zum Beispiel der JR-Expresszug von Tokio nach Shimoda. Statuen erinnern an die Geschichte. Und noch heute pilgern Literaturfans zu den Schauplätzen. Einer davon ist Yugashima-Onsen.
«Dann, in meiner zweiten Nacht in Yugashima, kamen die Unterhaltungskünstler in das Gasthaus, um aufzutreten. Ich sass auf halber Höhe der leiterartigen Treppe und betrachtete fasziniert die junge Frau, die auf dem Holzboden im Eingangsbereich tanzte.»
Aus «Izu no Odoriko», von Yasunari Kawabata
Im Ryokan von Yasunari Kawabata
Das Ryokan, das in dieser oben erwähnten Szene zu sehen ist, existiert noch heute. Es ist das Yumotokan, das in der dritten Generation geführt wird und von Kawabata als zweite Heimat bezeichnet wurde. Die Leitertreppe am Eingang ist genauso wie zu Kawabatas Zeiten. Er selbst hat sich darauf sitzend fotografieren lassen. Auch das Zimmer im ersten Stock, in dem Yasunari Kawabata von seiner Studentenzeit bis zur Verleihung des Nobelpreises teilweise viele Monate lang arbeitete und lebte, wurde von der Besitzerfamilie unverändert belassen. Hier schrieb er 1922 im Alter von 22 Jahren den Entwurf zu seinem Roman «Izu no Odoriko». Das Zimmer dient als kleines Museum für Gäste. Im Flur hängen Filmplakate, und ein weiterer Raum ist weiteren berühmten Gästen gewidmet.
Überhaupt hat das Ryokan, das zum erlesenen Kreis der «geheimen heissen Quellen» (jp. hitō onsen) (Asienspiegel berichtete) zählt, seine nostalgische Atmosphäre liebevoll bewahrt. Es ist ein gepflegtes Ryokan mit herzlichen Gastgebern. Höhepunkt ist das Onsen-Aussenbad direkt am rauschenden Kano-Fluss. Und wenn es dunkel wird, gibt es an diesem Ort nichts Schöneres, als «Izu no Odoriko» zu lesen.
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