Ein Taxi zum Einschlafen
Auf Japanisch ausgesprochen ist heute der guddo surīpu dē, der «Good Sleep Day». Da die Silbe gu dem Japanischen ku für 9 ähnelt und surī dem Englischen «three», fiel die Wahl auf den 3. September. Man muss dabei wissen, dass in Japan für Daten die Reihenfolge Jahr-Monat-Tag verwendet wird.
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Wenig überraschend rief ein Betthersteller «Good Sleep Day» ins Leben. Heute wissen aber auch andere Firmen diesen Gedenktag für ihre Zwecke zu nutzen, wie zum Beispiel das Unternehmen Endian, das mit Chill Out ein Getränk auf den Markt gebracht hat, das beruhigend wirken soll. Es ist das Gutenacht-Getränk für die gestressten Büroarbeiter, das Gegenstück zum morgendlichen Kaffee oder Energy-Drink.
Das Einschlaf-Taxi
Um ihr Produkt anzupreisen, hat die Firma in den vergangenen Nächten das «Neochiru Taxi», das «Einschlaf-Taxi», ins Leben gerufen. Chill out-Getränke, eine Augenmaske, beruhigende Hintergrundmusik und ein angenehmer Duft sollen den müden Fahrgast zum Schlafen anregen. Das Schönste an diesem gesponserten Taxi ist, dass die Fahrt kostenlos ist. Seit dem 30. August verkehrt das «Neochiru Taxi» in der Nacht zwischen 22:00 und 2:00 Uhr. Es ist jeweils am Taxistand beim Bahnhof Shibuya anzutreffen und verkehrt in allen 23 Bezirken der Hauptstadt. Der heutige «Good Sleep Day» bildet den Abschluss dieser Gratis-Taxi-Kampagne.
Eine schlaflose Gesellschaft
Dass man in Japan einen Gedenktag für den guten Schlaf erschaffen hat, mag nicht überraschen. Die Gesellschaft leidet unter einem chronischen Schlafmangel, insbesondere die arbeitende Bevölkerung zwischen 30 und 59 Jahren. Im Jahr 2015 lag deren durchschnittliche Schlafzeit an einem Wochentag zuverlässig unter 7 Stunden, wie eine Umfrage von NHK ergab. Eine Befragung des Gesundheitsministeriums im Jahr 2016 stellte sogar fest, dass 40 Prozent der Japaner weniger als sechs Stunden pro Tag schlafen (Asienspiegel berichtete).
Die Pendelzeiten wie auch die langen Präsenzzeiten bei der Arbeit sind zwei Gründe für diese Kultur der Schlaflosigkeit, die dazu führt, dass der Schlafmangel überall im öffentlichen Raum mit kurzen Nickerchen, dem sogenannten inemuri, nachgeholt wird. Die Corona-Krise hat diesbezüglich für etwas Erholung gesorgt. Die Förderung des Homeoffice und der vermehrte Verzicht auf abendliche Treffen mit Kollegen und Freunden hat gemäss der NHK-Umfrage zu einer leichten Verbesserung von bis zu 20 Minuten mehr Schlaf geführt.
GEDENKTAGE: Neben den 16 offiziellen Feiertagen besitzt Japan unzählige Gedenktage, die Ereignissen, Errungenschaften, Traditionen, Speisen oder Produkten gewidmet sind. Diese auf Japanisch bezeichneten «Kinenbi» werden von öffentlichen Institutionen, Vereinen, Unternehmen und Einzelpersonen ins Leben gerufen. Die Japan Anniversary Assocation registriert und beglaubigt die Gedenktage. Es existieren mittlerweile über 2100 Einträge.
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