Tenji-Block: Eine geniale japanische Erfindung
Sie sind ein unübersehbarer Bestandteil des öffentlichen Raums in Japan. Sie begleiten einen auf Gehsteigen, vor Kreuzungen, in Bahnhöfen und in allen möglichen öffentlichen Gebäuden. Die Rede ist von den gelben Bodenmarkierungen mit den Noppen und Rillen, die eine unerlässliche Orientierungshilfe für Sehbehinderte sind. Tenji-Block heissen diese Leitstreifen auf Japanisch.
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Die gelbe Farbe trägt zur einfachen visuellen Sichtbarkeit bei, Noppen im 5x5-Muster dienen als Warnung, die eine besondere Aufmerksamkeit erfordern. Gewöhnlich werden diese bei Richtungsänderungen oder vor gefährlichen Stellen platziert. Vier parallele Rillen zeigen derweil die Richtung an. Erfunden hat dieses simple und zugleich geniale System der Ingenieur Seiichi Miyake im Jahr 1965. Er orientierte sich dabei am Punktemuster der Braille-Blindenschrift, die auf Japanisch tenji genannt wird. Und so entstand die Idee der Noppen und Rillen, die mit den Füssen und dem Langstock einfach zu ertasten sind.
Premiere im Jahr 1967
1967 wurde dieser Belag in Okayama zum ersten Mal installiert. 1970 folgte die Einführung im Bahnhof Abikocho in Osaka und in den Jahren darauf im ganzen Land. 2001 einigte man sich auf eine standardisierte Form. Inzwischen hat sich dieses Bodenleitsystem weltweit durchgesetzt. Japan ist jedoch das Land, das die Erfindung von Miyake am konsequentesten implementiert. Der Tenji-Block, der den Sehbehinderten mehr Sicherheit und Unabhängigkeit schenkt, ist im Inselstaat nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken. In grossen Bauten ist man sogar gesetzlich dazu verpflichtet, dieses Leitsystem an wichtigen Stellen einzubauen.
Der QR-Code im Tenji-Block
Die Entwicklung des Tenji-Block ist damit nicht beendet. Das Bodenleitsystem wird nun in das digitale Zeitalter geführt. In neun Tokioter Metro-Bahnhöfen wurde diese Vision bereits umgesetzt. Dort findet man in den Leitstreifen QR-Codes vor, die sich mit der Smartphone-App Shikai scannen lassen. Einmal erkannt, wird in Form eines Audio-Guides die Richtung angegeben. Der Anwender wird so auf sichere Weise zum gewünschten Ziel gebracht.
Shikai soll entscheidend dazu beitragen, dass sich Sehbehinderte auch in Gebäuden und öffentlichen Räumen einfach orientieren können, die sie zum ersten Mal betreten. Entwickelt hat dieses System die Firma LiNKX. Betreiber Tokyo Metro will diese QR-Code-Navigation fortlaufend ausbauen. Andere Orte werden folgen. 56 Jahre nach seiner Erfindung erhält der Tenji-Block damit eine neue wichtige Funktion.
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