Der plötzliche Rückgang
Noch im August zählte Japan täglich über 20’000 neue Covid-19-Fälle. Die Zahl Intensivpatienten erreichte einen Höchststand von 2223. Krankenhäuser in zahlreichen Präfekturen waren chronisch ausgelastet. Die Delta-Variante des Coronavirus hatte auch Japan auf dem falschen Fuss erwischt. Die Vorsichtsmassnahmen schienen nicht mehr zu greifen, die Impfrate war tief. Am 1. August hatten erst 41,6 Prozent der Bevölkerung eine erste Impfung erhalten. Deutschland war zu jenem Zeitpunkt bereits bei über 60 Prozent. Die wiederholten Notstände, die hauptsächlich auf rechtlich nicht bindende Forderungen der Behörden basierten, zeigten immer weniger Wirkung. Die Rufe nach einem harten Lockdown wurden lauter (Asienspiegel berichtete). Am 4. September 2021 wurden noch immer hohe 16’000 Covid-19-Fälle verzeichnet.
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Etwas mehr als einen Monat später hat sich das Blatt gewendet. Am gestrigen 18. Oktober 2021 zählte Japan gerade noch 372 Neuansteckungen im ganzen Land. Seit dem 6. Oktober wurde die Schwelle von 1000 nicht mehr überschritten. In Tokio, dem Hotspot der fünften Welle vom Sommer, waren es gestern gerade noch 36 und in Osaka 83 bestätigte Fälle. In acht Präfekturen wurde keine einzige Neuansteckung registriert. Die Zahl der Covid-19-Intensivpatienten sinkt täglich, gestern um 18 auf 294. Dies ist der tiefste Stand seit einem Jahr.
Und dabei haben die Reise- und Bewegungsaktivitäten der Menschen seit dem Ende des Notstandes am 1. Oktober wieder zugenommen. Bahnbetreiber JR East verzeichnet einen 40-prozentigen Anstieg der Reservationen im Vergleich zum Vormonat. Auch die Airlines und Reisebüros bestätigen diesen Trend.
Die Gründe für die Entwicklung
Die Gesundheitsexperten in Japan sind sich einig, dass die inzwischen hohe Impfrate zu dieser erfreulichen Entwicklung massgeblich beigetragen hat. In Japan haben aktuell 75,5 Prozent der Bevölkerung mindestens eine Impfung erhalten. Bei den über 65-Jährigen sind sogar 90 Prozent doppelt geimpft. Täglich werden immer noch über 700’000 Dosen verabreicht. Der Inselstaat hat Deutschland, die Schweiz und Österreich weit hinter sich gelassen. Zusätzlich spielte die freiwillige Zurückhaltung der Menschen im Spätsommer eine wichtige Rolle bei der Eindämmung der fünften Welle.
Doch auch in Japan traut man der Sache noch nicht. Gross ist die Angst, dass eine winterliche sechste Welle das Gesundheitswesen erneut an den Anschlag bringen wird. Aus diesem Grund testen die Behörden derzeit in ausgewählten Restaurants, Stadien und Konzertsälen die Einführung eines Covid-Zertifikats. Bis Dezember soll ein staatliches Online-Covid-Zertifikat zur Verfügung stehen. Die Privatwirtschaft setzt schon heute auf Vergünstigungen und Spezialangebote für Geimpfte (Asienspiegel berichtete).
Einreiseverbot bleibt vorerst bestehen
Derweil bleibt das Einreiseverbot für die meisten Ausländer bestehen (Asienspiegel berichtete). Dieses wird wohl erst aufgehoben, wenn in Japan die Gewissheit besteht, dass dem Gesundheitswesen kein neuer Ansturm an Covid-Patienten droht. Mit einer Wiedereröffnung der Grenzen für Touristen ist somit frühestens im nächsten Jahr zu rechnen. Zumindest ist die Zuversicht zurück, dass sich in den nächsten Monaten diesbezüglich etwas bewegen wird.
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