Impfnation Japan
Noch vor einem Jahr waren die Zweifel an einer erfolgreichen Impfkampagne gross. Wiederholt wurde auf eine historisch bedingte Impfskepsis in der japanischen Bevölkerung verwiesen. Ausserdem nahm sich das Land bei der Zulassung viel Zeit. Noch im Frühjahr war das Impftempo beunruhigend gemächlich. Japan lag lange Zeit weit hinter den europäischen Nationen zurück.
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Dies änderte sich, als der damalige Premierminister Yoshihide Suga die Impfkampagne zur höchsten Priorität erklärte und 1 Million Impfungen pro Tag anpeilte (Asienspiegel berichtete).
Fast 100 Millionen Geimpfte
Seither hat Japan eine erstaunliche Wandlung vollzogen. Am 9. November 2021 waren 74 Prozent der Gesamtbevölkerung bereits vollständig geimpft. Weitere 4,1 Prozent haben die erste Impfung hinter sich. Das sind fast 100 Millionen Menschen. Von den knapp 36 Millionen über 65-Jährigen sind sogar 91,7 Prozent geimpft. Und noch immer werden täglich rund 500’000 Dosen verabreicht. Von solchen Zahlen können Deutschland, die Schweiz und Österreich nur träumen. Der Inselstaat hat sich damit eindrücklich aus der fünften Welle des Sommers, als zeitweise über 25’000 Fälle pro Tag gezählt wurden, befreit. Aktuell zählt Japan täglich gerade noch 200 Covid-19-Fälle pro Tag. Die Zahl der Intensivpatienten ist auf unter 100 gesunken. Ohne harten Lockdown, dafür mit Gemeinschaftssinn, Disziplin und einer freiwilligen Selbstbeschränkung der Menschen hat es das Land weit gebracht.
Zugleich besitzt das Land ein Bewusstsein, dass diese Krise noch lange nicht überstanden ist. Die Regierung geht fest von einer sechsten Welle aus. Im Alltag wird weiterhin gewissenhaft Maske getragen. Zudem verzichteten in den vergangenen Monaten viele Japaner auf Reisen im Inland. Die Regierung hat eben erst begonnen, die Restriktionen in der Gastronomie (Asienspiegel berichtete), bei Veranstaltungen (Asienspiegel berichtete) und Einreisen (Asienspiegel berichtete) schrittweise und behutsam zu lockern.
Impfen im Manga-Museum
Noch hat Japan eine grosse Hürde zu bewältigen. In den Altersgruppen der 12- bis 39-Jährigen liegt die Impfquote aktuell zwischen 72 und 75 Prozent. Das ist im Vergleich zu den älteren Personen tief. Mit Gutscheinen und ganz unterschiedlichen Anreizen wird versucht, diese Gruppe der Ungeimpften zu überzeugen.
Einen erfolgreichen Ansatz hat die alte Kaiserstadt Kyoto gefunden. Im Kyoto International Manga Museum, das 300’000 Manga-Titel archiviert hat, hat sie ein Impfzentrum eingerichtet. Allen, die sich dort impfen lassen, gewährt die Stadt einen freien Tageseintritt ins Museum. Der Anreiz der Gratislektüre wirkt. Die ersten 270 freien Termine waren Ende Oktober innerhalb eines Tages ausgebucht. Inzwischen hat die Stadt weitere Impftermine im Kyoto International Manga Museum freigegeben.
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