Japan in Festlaune
In Japan ist Sommer und damit die Jahreszeit der grossen Traditionsfeste, Matsuri genannt. Zwei Jahre lang war es aufgrund der Corona-Pandemie still. Nun erleben sie ihr grosses Comeback. Am vergangenen Wochenende war der Höhepunkt des Gion-Matsuri in Kyoto. Die Parade der spektakulären Festivalwagen (jp. yamaboko-junkō) zog zum ersten Mal seit 2019 wieder durch das Zentrum der alten Kaiserstadt. Und die Menschen kamen in Massen. Gemäss der Polizei in Kyoto schauten rund 140’000 Personen am Strassenrand zu. Die Teilnehmer des Umzugs trugen aufgrund der erhöhten Gefahr eines Hitzschlags keine Maske, sie mussten jedoch vollständig geimpft sein und sich im Voraus getestet haben. Am ebenso festlichen Vorabend wurden sogar 300’000 Besucher verzeichnet (siehe Tweet).
Und schon bald stehen mit dem Tenjin-Matsuri in Osaka (24. / 25. Juli 2022, mit Einschränkungen) und dem Nebuta-Matsuri (2. bis 8. August 2022) die nächsten Wiederauferstehungen grosser Festivals an. Überhaupt findet ein Grossteil der Feste in diesem Jahr wieder statt (Asienspiegel berichtete). Auch in Japan wird wieder gefeiert.
Der neue Balanceakt
Der riesige Besucherandrang am Gion-Matsuri steht zugleich stellvertretend für den Balanceakt, den der Inselstaat zurzeit vollzieht. Obwohl die Corona-Neuansteckungen zurzeit in die Höhe schiessen – es werden mehr als 100’000 pro Tag verzeichnet (Asienspiegel berichtete) – hält sich die Regierung mit Einschränkungen dieses Mal auffällig zurück. Auf die üblichen Aufrufe zur Einschränkung der eigenen Reiseaktivitäten wurde bislang verzichtet. Die Sommerferien sollen nicht ins Wasser fallen. Premier Fumio Kishida hat die Bevölkerung einzig zu höchster Wachsamkeit aufgerufen.
Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs.
Zurzeit kann sich Japan diesen Ansatz leisten. Die Impfrate ist hoch, die Krankenhäuser sind noch nicht überbelastet, auch wenn die Einweisungen und die Zahl der Covid-19-Intensivpatienten wieder klar steigen. Momentan sind in drei Präfekturen die Covid-19-Betten zu über 50 Prozent ausgelastet. Darüber hinaus steht Premier Kishida nicht mehr unter Druck, aufgrund einer anstehenden Wahl hastig zu handeln. Auch Japan übt sich in einem neuen Ansatz im Umgang mit dem Coronavirus.
Keine guten Nachrichten für den Einreise-Tourismus
Dies bedeutet jedoch nicht, dass deswegen mit einer baldigen Öffnung der Grenzen für den Individualtourismus zu rechnen ist, ganz im Gegenteil. Die aktuelle Entwicklung führt sogar zu einer weiteren Verzögerung. Konkret zeigt sich dies in der Tatsache, dass die geplante Erhöhung der Obergrenze für tägliche Einreisen doch nicht von 20’000 auf 30’000 erhöht wurde. Ausserdem hat Kishida die geplante Ausweitung der staatlich finanzierten Vergünstigungen für Inlandsreisen ein weiteres Mal verschoben. Somit ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Öffnung des Einreise-Tourismus für den Individualtourismus womöglich erst nächstes Jahr erfolgen könnte, gestiegen. Die Hoffnung, dass nach den Oberhauswahlen eine zügige Lockerung der Einreiserestriktionen erfolgen würde, hat sich zerschlagen.
Immerhin hat Japan die im Juni 2022 eingeführten, vereinfachen Einreiseformalitäten, wie auch die Erlaubnis geführter Pauschalreisen für ausländische Touristen nicht zurückgenommen. Auch dies ist ein neuer Ansatz (Asienspiegel berichtete).
Ohne Abonnenten kein Asienspiegel
Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs, der über 5000 kostenlos zugängliche Artikel bietet.
VORTEILE JAHRES-ABO
Klicken Sie hier, um mehr darüber zu erfahren.
- Zahlungsmittel: Master, Visa, PayPal, Apple Pay, Google Pay
- Für TWINT bitte via Asienspiegel Shop bezahlen
- Für Banküberweisung hier klicken