Das Ende des Zweistöckers
Wer vom Shinkansen spricht, der hat meistens den elegant weissen N700-Hochgeschwindigkeitszug der Tokaido-Linie vor Augen. Dabei geht gerne vergessen, dass es eine ganze Reihe an unterschiedlichen Baureihen des japanischen Technologiewunders gibt. In den 1990er-Jahren entstand sogar ein doppelstöckiger Shinkansen, der bis heute auf der Joetsu-Linie zwischen Tokio und der Stadt Niigata am Japanischen Meer im Einsatz ist.
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Der geräumige Zug hat den einfachen Vorteil, weit mehr Passagiere als ein klassischer Shinkansen befördern zu können. Vor zwanzig Jahren war dies nötig, um den steigenden Pendlerstrom nach Tokio effizient zu bewältigen. Der Nachteil ist, dass der Doppelstöcker der E1- und der späteren E4-Serie lediglich eine Maximalgeschwindigkeit von 240 km/h erreicht. Ein einstöckiger Shinkansen fährt im Vergleich zwischen 270km/h und 320km/h.
Und so kommt es, dass der Shinkansen-Doppelstöcker schon bald ausgedient haben wird, wie die Asahi Shimbun berichtet. Einen Nachfolger des Doppelstöckers wird es laut JR-East nicht mehr geben. Bereits 2012 wurde die E4-Serie auf der Tohoku-Linie, welche Tokio mit dem Nordosten des Landes verbindet, vollständig mit dem modernen, einstöckigen Hayabusa ersetzt (Asienspiegel berichtete).
Die Gründe
Auf der Joetsu-Linie nach Niigata ist nun derselbe Prozess im Gang. Damit wird es in wenigen Jahren nur noch einstöckige Shinkansen geben. Anstatt auf Sitzplatzkapazität setzt JR East künftig wieder vollständig auf Tempo. Das hat einerseits damit zu tun, dass in den letzten Jahren viele Leute von den Vororten zurück nach Tokio gezogen sind und die Bevölkerungszahl auf dem Land abnimmt (Asienspiegel berichtete).
Andererseits fährt der japanische Hochgeschwindigkeitszug immer weitere Distanzen. Das Streckennetz des Shinkansen erstreckt sich heute vom südlichen Kagoshima bis hoch in den Norden nach Aomori. Und es wird fleissig weitergebaut. Bereits nächstes Jahr wird man in nur zweieinhalb Stunden von Tokio nach Kanazawa beim Japanischen Meer fahren können (Asienspiegel berichtete). Ab 2016 wird man mit dem Shinkansen bis auf die Nordinsel Hokkaido fahren können.
Um diese Distanzen effizient bewältigen zu können, zählt einzig der Fokus auf die maximale Geschwindigkeit. Ein «gemächlicher» Doppelstöcker hat in diesem Konzept keinen Platz mehr.
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