Der Erhalt der Atombombenkuppel
Als am 6. August 1945 über Hiroshimas Zentrum die Atombombe «Little Boy» detonierte, war die Stadt innert weniger Sekunden komplett zerstört. 70’000 Menschen starben auf der Stelle, fast alle Häuser wurden dem Erdboden gleichgemacht. Derweil überstand ein Gebäude in der Nähe des Explosionsortes die gewaltige Detonation. Heute kennt man seine Überreste als «Atombombenkuppel» (jp. genbaku dōmu), die ein Teil des anliegenden Friedensparks von Hiroshima bildet.
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Ihre Präsenz inmitten des wiederaufgebauten Hiroshima trägt wesentlich dazu bei, dass diese Katastrophe nicht in Vergessenheit gerät. 1996 wurde sie zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Damit dieses Mahnmal künftigen Generationen erhalten bleibt, werden die Schieflage des Hauses, die Bodenabsenkung, die fortschreitende Korrosion der Stahlstrukturen und die Wände alle drei Jahre von Spezialisten unter die Lupe genommen (Asienspiegel berichtete). Seit 2007 wird der Fokus auch verstärkt auf die Erdbebenfestigkeit des Gebäudes gelegt.
Die fünfte grosse Restaurierung
1967, 1989, 2002 und 2015 wurden zudem mehrmonatige aufwendige Erhaltungsarbeiten vorgenommen. Seit dem 17. September 2020 ist die fünfte grosse Restaurierung im Gange. Ein Baugerüst umhüllt momentan dass gesamte Gebäude mit der 25 Meter hohen Kuppel. Risse in den Backsteinwänden und Säulen werden repariert und verstärkt. Ausserdem erhalten die Stahlträger der Kuppel und andere Elemente die Farbe zurück, die sie kurz nach der Katastrophe aufwies. Hierzu haben die Experten erstmals Fotos des US-Militärs analysiert. Nur dank dieser aufwendigen Pflege wird die Ruine vor ihrem kompletten Zerfall bewahrt. Die Arbeiten dauern bis Anfang März 2021 an.
Die Geschichte der Atombombenkuppel
Die Atombombenkuppel mag jedem ein Begriff sein. Weniger bekannt ist hingegen die Geschichte hinter diesem Gebäude (Asienspiegel berichtete). Am 15. April 1915 wurde es als Produktausstellungshalle für die Präfektur Hiroshima eröffnet. Die Bezeichnungen änderten sich, die Funktion blieb jedoch weitgehend dieselbe. Das Haus war ein Schaufenster für die Wirtschaft und Industrie der Region, in dem übrigens auch der Baumkuchen seinen ersten grossen Auftritt in Japan hatte (Asienspiegel berichtete).
Erschaffen hat den Ausstellungsort der tschechische Architekt Jan Letzel. Dem Haus gab er den typisch westlichen angehauchten Stil jener Ära. Letzel führte in Tokio ein Architekturbüro. In seiner Zeit in Japan baute er mehrere Gebäude in Tokio, von denen viele beim grossen Erdbeben von 1923 zerstört wurden.
Das vergessene Mahnmal
Die Atombombenkuppel ist nicht das einzige grosse Gebäude in Hiroshima, das den 6. August 1945 und die Jahrzehnte danach überstanden hat. Nur 2,7 Kilometer vom damaligen Epizentrum der Bombe entfernt, befinden sich vier riesige Gebäude aus Backstein, die der Wucht der Atombombe ebenfalls standhielten und noch bis in die 1990er-Jahre genutzt wurden (Asienspiegel berichtete). Im Gegensatz zur Ruine sind dieses baufällige Gebäude nicht unter Denkmalschutz. Seit letztem Jahr wird in Hiroshima intensiv darüber debattiert, in welcher Form diese ehemaligen Lagerhäuser erhalten bleiben sollen.
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