Arbeiten in Japan
Japans Wirtschaft kam lange Zeit ohne grossen ausländischen Personalbestand aus. Der Wirtschaftsboom der Nachkriegszeit wurde von der Babyboom-Generation getragen. Eine nachhaltige Immigrationspolitik war inexistent. Bis heute macht die ausländische Bevölkerung bescheidene 2,3 Prozent aus. Aktuell leben knapp 2,9 Millionen Ausländer in Japan. Diese Zahl nimmt seit einigen Jahren langsam aber stetig zu. Denn heute ist der Inselstaat mehr denn je auf ausländische Arbeitskräfte angewiesen. Wegen des rasanten Bevölkerungsrückgangs (Asienspiegel berichtete) herrscht ein akuter Arbeitermangel. Allein mit der Automatisierung der Wirtschaft wird das Land dieses Problem nicht beheben können.
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Das neue Arbeitsvisum
Aus diesem Grund hat Japan im April 2019 ein neues Arbeitsvisum eingeführt, das Ausländern einen erleichterten Zugang zum japanischen Arbeitsmarkt ermöglicht. «Specified Skilled Worker» nennt sich diese neue Visumskategorie. Sie gibt nicht-japanischen Personen die Möglichkeit, während fünf Jahren in Japan zu arbeiten, vorausgesetzt man verfügt über genügend Sprachkenntnisse und ein bestimmtes Fachwissen. Hierzu muss der Bewerber im Vorfeld entsprechende Prüfungen ablegen. 14 spezifische Branchen dürfen davon Gebrauch machen, darunter das Hotelgewerbe, die Gastronomie, der Bau, die Pflege, die Flugbranche, die Fischerei oder auch die Landwirtschaft. In diesem Stil war dies zuvor nicht möglich. Bislang setzte Japan hauptsächlich auf hochqualifizierte Ausländer mit spezialisierten Kenntnissen, Austauschstudenten für Teilzeitanstellungen und sogenannte technische Praktikanten aus Schwellenländern für die arbeitsintensiven Branchen (Asienspiegel berichtete).
Japans Wirtschaft verspricht sich viel von der neuen Kategorie. Die Regierung will bis 2024 maximal 345’000 «Specified Skilled Worker»-Visa verteilen. Die Realität sieht weniger vielversprechend aus. Bis Ende März 2021 haben gerade mal 22’567 Menschen diese neue Arbeitsbewilligung in Anspruch nehmen dürfen. Das entspricht zwar einer Steigerung um den Faktor sechs im Vergleich zum Vorjahr. Vom angepeilten Ziel ist man jedoch weit entfernt. Ursprünglich wollte die Regierung schon im ersten Jahr 47’000 Ausländer damit anlocken.
Hohe Hürden
Einerseits hat die Corona-Krise diese Entwicklung gebremst. Momentan ist die Grenze selbst für diese Personengruppe geschlossen (Asienspiegel berichtete). Man geht davon aus, dass rund 5000 Menschen, die diese Arbeitsbewilligung bereits erhalten haben, auf die Einreiseerlaubnis warten.
Andererseits stellt sich nun heraus, dass das Visum zurzeit hauptsächlich den technischen Praktikanten dient, deren Aufenthaltserlaubnis ausläuft. Von den 22’567 Personen sind 19’092 ehemalige technische Praktikanten und nur gerade mal 3353 sind über die neuen Prüfungen in den Besitz dieses Visums gelangt. Es scheint so, dass die Hürden zu hoch angesetzt sind und die Infrastruktur für die Anmeldung und Prüfung nicht in allen Ländern gleich gut vorhanden ist. Perfekt an die Vorgaben angepasst haben sich die Vietnamesen. Sie stellen 63 Prozent in dieser neuen Kategorie. Es ist anzunehmen, dass in einer Post-Corona-Zeit die Zahl der «Specified Skilled Worker» stark zunehmen wird. Japan bleibt gar keine andere Wahl.
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