An jedem beliebigen Ort leben und arbeiten
Yahoo ist in der westlichen Welt eine nostalgische Erinnerung an die Anfangszeiten des Internets. Für viele war die Website in der täglichen Internetnutzung der Referenzpunkt schlechthin. Diese Bedeutung hat sie längst verloren. Yahoo wurde mehrmals umstrukturiert, verkauft und ist heute ein Newsportal unter vielen. Nicht so in Japan. Dort ist Yahoo Japan eine Erfolgsgeschichte.
Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs.
Im Besitz des japanischen Telekom- und Medienkonzerns Softbank ist Yahoo Japan eine der meistbesuchten Websites, auf der noch immer das klassische Logo mit dem roten Schriftzug prangt. Viele Japaner verschaffen sich dort einen Nachrichtenüberblick. Zudem ist sie nach Google die zweitbeliebteste Suchmaschine. Geld verdient das Portal mit verschiedensten Online-Angeboten. Dazu gehören Video-on-Demand, eine Auktion oder Mail-, Internet und Finanzdienste.
Eine kleine Revolution
Yahoo Japan zählt über 8000 Angestellte und hat sich im Inselstaat den Ruf eines fortschrittlichen Arbeitgebers erworben. Bereits 2016 kündigte es die Einführung einer 4-Tages-Woche und einer Homeoffice-Option an. 5 Tage im Monat sollten die Angestellten von zuhause arbeiten dürfen (Asienspiegel berichtete). Inzwischen hat die Corona-Pandemie dazu geführt, dass gleich 90 Prozent der Mitarbeiter von Yahoo Japan im Homeoffice arbeiten.
Bislang war eine Bedingung, dass die Angestellten ihren Wohnsitz so wählen mussten, dass sie im Notfall bis spätestens um 11 Uhr am Morgen im Büro sein konnten. Doch auch diesbezüglich vollzieht sich ein Wandel. Ab April 2022 darf das Personal von Yahoo Japan an jedem beliebigen Ort in Japan leben und arbeiten, ja sogar selbst auf einer abgelegenen Insel, sofern es dort einen Internetzugang hat. Den seltenen Weg ins Büro dürfen sie mit dem Shinkansen, dem Flugzeug oder auch dem Fernbus zurücklegen. Das Unternehmen beteiligt sich mit maximal 150’000 Yen pro Monat an diesen Kosten. Ausserdem gibt es monatlich 10’000 Yen für die Homeoffice-Spesen. Die Pflicht, nahe beim Büro zu wohnen, wird nur noch für wenige wichtige Mitarbeiter gelten.
Ein Ansatz gegen das aussterbende Hinterland
Yahoo Japan vollzieht damit einen Schritt, vor dem sich viele japanische Konzerne fürchten. So haben viele grössere Unternehmen in der Corona-Pandemie nur widerwillig ein sanftes Homeoffice eingeführt und auch nur zu gerne wieder abgeschafft, als es nicht mehr von den Behörden gefordert wurde. Die Büropräsenz hat in Japan weiterhin Priorität. Das hat auch damit zu tun, dass sich der enge Wohnraum in Japan nicht wirklich als Arbeitsplatz eignet (Asienspiegel berichtete).
Umso wichtiger ist die Möglichkeit, die Telearbeit in ländliche Gebiete mit günstigen Mieten und genügend Wohnfläche verlagern zu können. Yahoo Japan wird damit nicht nur zu einem attraktiven Arbeitgeber in einem Markt, der unter einem akuten Arbeitermangel leidet. Es zeigt auch einen Ansatz auf, wie Japan den rasanten Bevölkerungsrückgang in vielen ländlichen Gebieten (Asienspiegel berichtete) nachhaltig stoppen und die Lebensqualität für die gestressten Angestellten und deren Familien steigern könnte. Auch andere IT-Unternehmen wie Mercari oder LINE haben bereits denselben Weg eingeschlagen.
Ohne Abonnenten kein Asienspiegel
Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs, der über 5000 kostenlos zugängliche Artikel bietet.
VORTEILE JAHRES-ABO
Klicken Sie hier, um mehr darüber zu erfahren.
- Zahlungsmittel: Master, Visa, PayPal, Apple Pay, Google Pay
- Für TWINT bitte via Asienspiegel Shop bezahlen
- Für Banküberweisung hier klicken