«I love yu»: Ein japa­ni­sches Bade­haus als Kunstwerk

Das Badehaus von aussen.
Das Bade­haus von aus­sen. hedgehog111 / Shut​ter​stock​.com

Die japa­ni­sche Kul­tur der öffent­li­chen Bade­häu­ser reicht bis in die Kama­ku­ra-Zeit (1185−1333) zurück. Sen­tō wer­den die­se Orte genannt. Sie waren tra­di­tio­nell das Bad der Japa­ner und ein Treff­punkt in der Nach­bar­schaft. In den Nach­kriegs­jah­ren, als kaum jemand ein eige­nes Bad zu Hau­se hat­te, erleb­ten sie ihre Blü­te­zeit. 1965 gab es in Japan über 22’000 Sen­tō. Als mit dem auf­kom­men­den Wohl­stand das Bade­zim­mer in den eige­nen vier Wän­den zum Stan­dard wur­de, begann der schlei­chen­de Nie­der­gang die­ser Insti­tu­tio­nen. Im Jahr 2023 gibt es noch 3120 öffent­li­che Bade­häu­ser im gan­zen Land. 

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Um die­se Kul­tur nicht zu ver­lie­ren, wird seit eini­gen Jah­ren ver­sucht, die­ser Insti­tu­ti­on durch Neu­bau­ten, auf­wen­di­ge Reno­vie­run­gen und Neu­in­ter­pre­ta­tio­nen neu­es Leben ein­zu­hau­chen. Stell­ver­tre­tend dafür steht das Bade­haus «I love yu» auf der Kunst­in­sel Nao­s­hi­ma («yu» bedeu­tet auf Japa­nisch «heis­ses Was­ser»). Es wur­de 2009, nur 2 Geh­mi­nu­ten vom Hafen Mianou­ra ent­fernt, errich­tet. Ent­wor­fen hat es der Künst­ler Shin­ro Ohta­ke, der sich mit sei­nen wil­den Col­la­gen einen Namen gemacht hat. Und genau im Stil die­ser «Scrap­books» hat er auch das Bade­haus gestaltet. 

Bade­haus und Kunst­werk zugleich

Asi­en­spie­gel

Schon das Äus­se­re mit den Pal­men, den Neon­lich­tern, der Sil­hou­et­te einer nack­ten Frau über dem Ein­gang, den bun­ten Kacheln und dem Häus­chen auf dem Bade­haus ist ein Blick­fang. Alte Fotos und Pla­ka­te zie­ren die Wän­de der Umklei­de­ka­bi­nen. Selbst die Toi­let­ten sind kunst­voll bemalt. 

Asi­en­spie­gel

Im Bad thront eine rie­si­ge Ele­fan­ten­sta­tue auf einer weis­sen Wand, die den Män­ner- vom Frau­en­be­reich trennt. Ein Wand­bild mit einer Muscheltau­che­rin heisst die Gäs­te will­kom­men. Der Boden des Bade­be­reichs ist mit ero­ti­schen Shun­ga-Holz­schnit­ten (Asi­en­spie­gel berich­te­te), Fotos und zeit­ge­nös­si­schen Gemäl­den tape­ziert. Selbst der Ver­kaufs­au­to­mat im Ein­gangs­be­reich hält eini­ge Über­ra­schun­gen bereit (sie­he Fotos unten). Shin­ro Ohta­ke hat aus dem Bade­haus eine künst­le­ri­sche Col­la­ge gemacht, ein nackt begeh­ba­res Kunst­werk und zugleich ein Ort, der für Ein­hei­mi­sche und Insel­be­su­cher glei­cher­mas­sen offen steht. 

Nao­s­hi­ma: Das Ver­mächt­nis eines Mannes

Finan­ziert wur­de das Bad von der Fuku­ta­ke Foun­da­ti­on, die von Soi­chi­ro Fuku­ta­ke gegrün­det wur­de. Der 78-jäh­ri­ge Mil­li­ar­där über­nahm 1986 das Ver­lags­haus Fuku­ta­ke Publi­shing von sei­nem Vater und mach­te dar­aus den Bil­dungs­kon­zern Ben­es­se Hol­dings, zu dem unter ande­rem die Sprach­schu­le Ber­litz gehört. Nao­s­hi­ma, Teshi­ma und Inu­ji­ma sind sein Ver­mächt­nis. Aus den einst inten­siv indus­tri­ell genutz­ten Inseln hat er mit­hil­fe nam­haf­ter Archi­tek­ten und Künst­ler blü­hen­de Kunst­in­seln gemacht, die inter­na­tio­nal aus­strah­len (Asi­en­spie­gel berich­te­te).

Ein Wer­bepla­kat für das Badehaus.
Ein Wer­bepla­kat für das Badehaus.
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