Lee­res Kyoto

Das Geisha-Viertel Gion in Kyoto während der Golden-Week am 2. Mai 2020.
Das Gei­sha-Vier­tel Gion in Kyo­to wäh­rend der Gol­den-Week am 2. Mai 2020. Nis­hi­tap / Shut​ter​stock​.com

Die alte Kai­ser­stadt Kyo­to hat so vie­le Kul­tur­schät­ze zu bie­ten wie kein ande­rer Ort in Japan. Das macht sie unwi­der­steh­lich und vor allem kri­sen­fest, so die bis­he­ri­ge Annah­me. Jähr­lich kom­men über 50 Mil­lio­nen Besu­cher, dar­un­ter 33 Mil­lio­nen Tages­tou­ris­ten. Hier ging es nie dar­um, noch mehr Men­schen anzu­lo­cken, ganz im Gegen­teil. Mit Airb­nb-Ver­bo­ten, Besu­cher­stau-Kar­ten und einer Über­nach­tungs­steu­er ver­such­te die loka­le Tou­ris­mus­be­hör­de, den Over­tou­rism aktiv zu bekämpfen. 

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Der kom­plet­te Einbruch

«Lee­res Ara­shiy­a­ma»: Die Wer­be­kam­pa­gne vom Febru­ar 2020.
«Lee­res Ara­shiy­a­ma»: Die Wer­be­kam­pa­gne vom Febru­ar 2020. ara​shiy​a​ma​-kyo​to​.com

Kyo­to hat den Tou­ris­mus im Blut. So ahn­te man hier schnell, dass die Coro­na-Kri­se kein gute Endes neh­men wür­de. Bereits Mit­te Febru­ar lan­cier­te man in Ara­shiy­a­ma, wo der berühm­te Bam­bus­wald steht, ver­zwei­felt eine Wer­be­kam­pa­gne mit dem Slo­gan: «Sui­te­ma­su Ara­shiy­a­ma» – zu Deutsch «Lee­res Ara­hi­sy­a­ma». Auf den Pla­ka­ten waren Bil­der des berühm­ten Bam­bus­wal­des oder der his­to­ri­schen Brü­cke Toget­s­ukyō ohne eine Men­schen­see­le zu sehen (sie­he unten). Die Bot­schaft: Jetzt ist die Gele­gen­heit, Kyo­to ohne Tou­ris­ten­mas­sen zu erleben. 

Es nütz­te alles nichts, wie die nun publi­zier­ten Daten aus Kyo­to offen­ba­ren. Die Zahl der aus­län­di­schen Hotel­gäs­te ist im März um 89,5 Pro­zent ein­ge­bro­chen. Die Bele­gungs­ra­te der 59 gröss­ten Hotels, die 40 Pro­zent aller Bet­ten in Kyo­to abde­cken, lag nur noch bei 30,3 Pro­zent. Denn auch die japa­ni­schen Über­nach­tungs­gäs­te blie­ben im März aus. Ihre Zahl ging um 45,5 Pro­zent zurück. Im April folg­te mit dem Covid-19-Not­stand schliess­lich der abso­lu­te Still­stand (Asi­en­spie­gel berich­te­te).

Die wich­ti­gen aus­län­di­schen Gäste

Gegen eine sol­che Kri­se kann selbst Kyo­to nichts aus­rich­ten. Sie trifft die Stadt hart. Immer­hin geben die Tou­ris­ten hier jähr­lich umge­rech­net über 11 Mil­li­ar­den Euro aus. Dabei spie­len die aus­län­di­schen Tou­ris­ten eine nicht zu unter­schät­zen­de Rol­le. Denn 46,9 Pro­zent der Hotel­gäs­te in Kyo­to stamm­ten vor der Coro­na-Kri­se nicht aus Japan. Sie blie­ben im Durch­schnitt län­ger als die japa­ni­schen Besu­cher und gaben ent­spre­chend viel Geld aus. Das aktu­el­le Ein­rei­se­ver­bot ver­hin­dert eine schnel­le Rück­kehr die­ser wert­vol­len Klientel. 

Kyo­to wird die­sen Som­mer zunächst die japa­ni­schen Tou­ris­ten zurück­zu­ge­win­nen müs­sen, um den Scha­den in Gren­zen zu hal­ten. Für die Japa­ner, die wegen des Over­tou­rism der Stadt den Rücken kehr­ten (Asi­en­spie­gel berich­te­te), bie­tet sich nun eine ein­ma­li­ge Gele­gen­heit, Kyo­to von einer Sei­te zu erle­ben, wie es die Wer­be­kam­pa­gne «Sui­te­ma­su Ara­shiy­a­ma» prophezeite. 

Im Som­mer sol­len die Tou­ris­ten zurückkehren

Die japa­ni­sche Regie­rung wird dabei hel­fen. Im ver­ab­schie­de­ten Hilfs­pa­ket hat sie umge­rech­net 14 Mil­li­ar­den Euro bud­ge­tiert, um dem inlän­di­schen Tou­ris­mus wie­der auf die Bei­ne zu hel­fen. «Go To Kam­pa­gne» nennt sich die­se Akti­on, mit der die Nach­fra­ge sti­mu­liert wer­den soll. Rei­se­bü­ros, Hotels und tou­ris­ti­sche Geschäf­te kön­nen dank die­ses staat­li­chen Sub­ven­ti­ons­pro­gramms ab Ende Juli ihren Kun­den Rabat­te von bis zu 50 Pro­zent anbieten. 

Übri­gens ist die­ses Vor­ge­hen nichts Neu­es. Fuk­kōwa­ri («Wie­­der­auf­­bau-Rabatt») nann­te man bis­lang die­ses Ange­bot, mit dem Regio­nen nach Natur­ka­ta­stro­phen unkom­pli­ziert und zügig finan­zi­ell vom Staat unter­stützt wur­den (Asi­en­spie­gel berich­te­te). Das Sys­tem kam bei­spiels­wei­se nach dem Dop­pel­erd­be­ben in Kyus­hu 2016 oder auch nach dem Erd­be­ben in Hok­kai­do 2018 erfolg­reich zur Anwen­dung. Nun wird selbst Kyo­to die­ses Ange­bot dan­kend anneh­men. Vor weni­gen Mona­ten wäre ein sol­ches Sze­na­rio noch undenk­bar gewesen.

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