Die Tourismus-Krise erreicht Ginza
Man hatte sich in den vergangenen Jahren daran gewöhnt: Jeweils im Januar durfte Japans Tourismusbehörde einen neuen Rekord an ausländischen Gästen vermelden. 2019 war man bei 31,8 Millionen angekommen (Asienspiegel berichtete). Die Corona-Krise führte zu einem abrupten Ende dieser Wachstumsphase. 2020 gab es gemäss JNTO gerade noch 4,1 Millionen touristische Einreisen. Das entspricht einem Rückgang um 87,1 Prozent. Damit ist das Land auf das Niveau von 1998 zurückgefallen (siehe Infografik unten).
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Ohne die Monate Januar bis März 2020, als noch viele Touristen ins Land kamen, wäre man sogar zurück im statistischen Anfangsjahr 1964. Damals reisten innerhalb eines Jahres 352’832 Besucher ein. Seit April 2020 sind die Grenzen für Touristen geschlossen. Bei den 58’700 Einreisen im Dezember 2020 handelt es sich um Transitpassagiere, Geschäftsleute, Austauschstudenten und Personen mit einem zeitlich befristeten Aufenthaltsstatus, die ebenfalls in dieser Besucherstatistik berücksichtigt werden. Touristen sind das nicht.
Die Krise trifft das Herz
Dieser monatelange Stillstand der einstigen Wachstumsbranche trifft mittlerweile nicht nur die Peripherie (Asienspiegel berichtete). Selbst das 2017 eröffnete imposante Kaufhaus Ginza Six (Asienspiegel berichtete), das zum neuen Wahrzeichen dieses altehrwürdigen Tokioter Einkaufsviertels wurde, bekommt diese Krise nun direkt zu spüren, wie TV Asahi berichtet. Seit Dezember 2020 mussten 20 von 241 Läden in diesem Komplex schliessen. Es handelt sich um Modegeschäfte, ein Café und ein Restaurant, die teilweise stark von den internationalen Gästen lebten.
Das Tokioter Viertel Ginza war ein Besuchermagnet für die ausländischen Shopping-Touristen. Die schicke Gegend erlebte in den vergangenen zehn Jahren eine regelrechte Renaissance (Asienspiegel berichtete). Die grossen Kaufhäuser in Ginza und Nihonbashi investierten viel in die Modernisierung ihrer Bauten (Asienspiegel berichtete). Mit der Schliessung von Geschäften in Ginza Six erreicht die Krise ein Zentrum des einstigen Tourismusbooms. Weil auch die vermögenden älteren Japaner, die treueste Klientel, das Einkaufsviertel nicht mehr so häufig aufsuchen, verschärft sich die Lage zusätzlich. Starke Umsatzrückgänge sind die Folge.
Die neue Ungewissheit
Es wird noch einige Zeit vergehen, bis es zu einer Wiederbelebung des Einreise-Tourismus kommen kann. Offiziell hat Japan vor, für die Olympischen Spiele wieder Gäste aus Übersee willkommen zu heissen (Asienspiegel berichtete). Danach soll unter strikten Auflagen eine reguläre Öffnung der Grenzen für Touristen erfolgen.
Doch seit dem Aufkommen der mutierten Variante des Coronavirus und der Ausrufung des Notstands für 11 Präfekturen hat dieses Projekt an Priorität verloren. Die Grenzen sind für fast alle Ausländer wieder geschlossen (Asienspiegel berichtete). Die Organisatoren freunden sich zunehmend mit dem Gedanken an, die Olympischen Spiele ohne internationale Zuschauer durchzuführen (Asienspiegel berichtete). Es scheint, dass nur noch so die Spiele gerettet werden können.
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